Geschichte

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1884 | "Was ist da von der Idee noch übrig?"

Die Bubenreuther stemmen sich gegen den Wilhelminismus

Sinnkrise: Dem Jubel nach der Reichsgründung von 1871 folgen in der burschenschaftlichen Bewegung bald Sinnkrise und Stillstand – welche Ziele soll man nun verfolgen? Äußerlichkeiten, Organisationsfragen, Formalismen und Rituale beginnen einen Rang einzunehmen, der ihnen, burschenschaftlich gesehen, nicht zukommt. „Was ist da von der Idee der Burschenschaft noch übrig?“ klagt der Bubenreuther Sprecher Hermann Bezzel.

 

Roter Verband: Vom Dachverband „Deutsche Burschenschaft“ (DB) sind keine Impulse gegen den Stillstand zu erwarten. Enttäuscht erklären die Bubenreuther 1884 ihren Austritt. 1890 kommt es zur Gründung des „Verbandes alter Burschenschaften“, der sich die Wahrung der urburschenschaftlichen Idee auf die Fahnen schreibt. Er besteht zunächst aus der Alemannia Bonn, der Arminia Jena, der Arminia Marburg, der Brunsviga Göttingen und den Bubenreuthern. Schon bald wird der Zusammenschluss nach seinen Mützenfarben „Roter Verband“ (RV) genannt. Der RV bewährt sich bis in die Gegenwart.

 

Mörsbergei: Die Jahrzehnte zwischen Reichsgründung und Weltkrieg sehen die Bubenreuther „zwischen Renaissance und Sturm und Drang zugleich“, wie ein Bubenreuther Chronist schreibt. Als zeitweise größte Burschenschaft Deutschlands hat das Wort der Bubenreuther Gewicht. Das Haus in der Östlichen Stadtmauerstraße wird 1889 fertiggestellt. Als 1914 das Gerücht aufkommt, Jean „Der Schang“ Mörsberger wolle die alte Heimat der Burschenschaft, den Gasthof „Mörsbergei“ in Bubenreuth, verkaufen, erwirbt die Burschenschaft das Anwesen kurzerhand. Das Sommersemester 1914 geht beschwingt zu Ende – und damit eine über 40 Jahre lange Friedenszeit.

 

Auf Halbmast: Die finsteren Wolken über der Politik Europas entladen ihre Kriegsgewitter im August 1914. Die Bubenreuther eilen zu Hunderten zum Waffendienst. Die wenigen in Erlangen verbliebenen Bundesbrüder, kaum zehn, entschließen sich für das Weitermachen im Rahmen des Möglichen. Es erfolgen Neuaufnahmen, zum Teil auf schriftlichem Wege. Eine große „Kriegskonfuxia“ entsteht, doch manch einer kommt nicht mehr dazu, seine Bundesbrüder kennen zu lernen. Auf dem Erlanger Haus weht schon im August die Fahne auf Halbmast. Von den in den ersten Kriegssemestern Eingetretenen kehrt nur jeder Dritte aus dem Feld zurück. 104 fallen bis Kriegsende.

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