Geschichte

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1819 | Evolution statt Revolution

Karl von Hase und die Erlanger Burschenschaft setzen auf "Arminismus"

Karlsbader Beschlüsse: Der jungen Burschenschaft droht bald Gefahr: Der 25-jährige Karl Ludwig Sand – er hatte bereits 1816 ohne nachhaltigen Erfolg versucht, in Erlangen eine Burschenschaft ins Leben zu rufen – ermordet im März 1819 August von Kotzebue. Der populäre Lustspieldichter berichtet als russischer Generalkonsul regelmäßig über die deutschen Verhältnisse an den Zarenhof und gilt Sand als Spion und Vaterlandsverräter.

 

Der Tat folgen auf Betreiben Metternichs die Karlsbader Beschlüsse. Mit ihnen werden die Burschenschafter zu Staatsfeinden erklärt und Verfolgung und Bestrafung ausgesetzt. Die Burschenschaft muss in den Untergrund gehen und ihren Namen ändern. Gegenüber den Behörden nennt man sich gelegentlich „Arminia“. Auch „Bubenruthia“, die latinisierte Form von „Bubenreuther“, wird gebräuchlich.

 

Arminismus: Während dieser Verfolgungszeit kommt ein Student nach Erlangen, der das Studentenleben für zwei Jahre geist- und kraftvoll beeinflusst: Karl von Hase. In seine Zeit fällt der Burschentag in Streitberg von 1821. Von Hase kann dort das sogenannte „arminische“ Verständnis von Burschenschaft durchsetzen: „Die deutsche Burschenschaft ist die Ausbildung des Leibes und der Seele für das Leben im gesamten Volke“. Modern gesprochen: Gewissenhaftes Studium, systematische Beschäftigung mit Staat und Gesellschaft sowie ein Streben nach moralischer Persönlichkeit sollen ein leistungsfähiges, ethisches und patriotisches Bürgertum hervorbringen. Diese Bürger sollen den Grundstock einer neuen Gesellschaft bilden und später, im Berufsleben, im Sinne der burschenschaftlichen Ziele wirken (siehe auch das Prinzip der „Wissenschaftlichkeit“). Damit setzt die arminische Burschenschaft auf einen evolutionären Prozess und verwirft radikalrevolutionäre Ansätze, was in den Folgejahren zur Abspaltung der „germanischen“ Richtung führt.

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